Domaine de Belletruche
Waadt/Schweiz
Auf den Spuren Hans Franz Nägeli's
Es mag vielleicht nicht all denen in den Kram passen, welche die Eroberung der Waadt als frühes Beispiel für das herrschaftliche Getue vo dene zBärn ansehen und ausblenden, dass die «brutale Besitzergreifung» 1536 durch den Feldhauptmann Hans Franz Nägeli und seinen 6000 Mannen eine weitgehend unblutige Befreiungsaktion war. Die Stadt Genf hatte nämlich gerade die Reformation vollbracht und den Bischof vertrieben, was den dort herrschenden Savoyern nicht passte und zur Belagerung der Stadt führte.
Als Retter vor dem Hungertod soll Hans Franz Nägeli von der Bevölkerung begeistert empfangen worden sein, was seine weitere Karriere bis zum Schultheiss von Bern und Abgesandter an die Tagsatzung förderte. Sein Feldzug war wohl auch dafür verantwortlich, dass er den wunderschönen Flecken Belletruche oberhalb Rolle entdeckte – und das dortige Weingut dann ordnungsgemäss kaufte.
Ursprünglich hatten sich Zisterzienser Mönche aus dem Burgund im 12. und 13. Jahrhundert auf dem Grundstück des heutigen Gutes angesiedelt, ein Kloster gebaut und die Hanglage nach der Rodung mit den mitgebrachten Rebstecklingen bepflanzt – heute noch erinnern Flur- und Häusernamen wie Jerusalem oder Couvent an die frommen Mönche.
Nach dem Tod von Hans Franz Nägeli waren es vorwiegend die weiblichen Mitglieder der direkt oder indirekt nachfolgenden Berner Familien, die sich um das Gut Belletruche kümmerten. Namen wie von Wattenwyl, von Wurstemberger, von May, von Hallwyl, von Mülinen und von Erlach lösten sich durch Heirat ab.
Heutiger Besitzer der Domaine de Belletruche ist Thüring von Erlach, ein direkter Nachkomme Hans Franz Nägelis. Es ist damit eines der wenigen Güter, die noch in altbernischem Besitz sind – angesichts der vorzüglichen Qualität des Weins gewiss keine Belastung der bern-waadtländischen Beziehungen!
Der Wein aus der Domaine hat einen eigenständigen Charakter. Im Duft erkennt man ihn an seiner Würzigkeit und auf der Zunge schätzt man seinen kernigen, gradlinigen Ton und seine Richesse. Die Fülle von Bouquet- und Aromastoffen ist nicht verwunderlich. Wie in der Côte d’Or des Burgunds sind die mittleren Reblagen der Bonne Côte bevorzugt, ist hier doch das Skelett des Bodens im Gleichgewicht mit den feinen Bodenbestandteilen.
Wir freuen uns, dass wir über viele Jahrzehnte hinweg mit dem Verkauf des Weins aus der Domaine de Belletruche für die Deutschschweiz betraut sind. Die Bekleidung der Flasche ist – dem Prestige dieses vornehmen Rebguts angepasst – gediegen und reich gestaltet, mit getreuem Abbild von Herrschaftshaus und Wappen derer von Erlach.
Belletruche ist in Kanton und Stadt Bern seit Generationen bekannt
Belletruche ist in Kanton und Stadt Bern seit Generationen bekannt. Der Dichter Rudolf von Tavel erwähnt in seinem Buch Ja gäll, so geits den (kurz vor dem 1. Weltkrieg geschlossenen) Belletruche-Keller an der Junkerngasse 41 und stellt fest, dass dort nach wie vor «bärnischer Waadtländer» getrunken werden könne.
Dessen ungeachtet findet sich Belletruche als würdiger Vertreter des Waadtländer Weins auf vielen Weinkarten des Kantons. Und noch heute bestellen Stammkunden vielerorts nicht einen Halben Mont sondern einen Halben Belletruche!