Unsere Reben

Wir sind auch Winzer!

Und erleben deshalb hautnah die Begeisterung und Nachdenklichkeit, die Freuden und Sorgen, die verschwitzten Häupter, klammen Hände, krummen Rücken, aber auch den aufrechten Stolz des Winzers beim Betrachten seines Tagewerks.

Von der Rebe ins Glas! Nur bei wenigen Kellereien unserer Gattung ist das der gelebte  Leitsatz für die tägliche Arbeit! Mit dem Erwerb eigener Rebberge und der Kelterung eigener Trauben sind wir vor vielen Jahrzehnten von Händlern zu Winzern geworden.

Die damit verbundenen Herausforderungen sind Garant für ein unverblasstes Fachwissen – und für die Bodenhaftung in einem Geschäft, das zuweilen seine anstrengende Seite ausblendet: Der letztendliche Genuss des edlen Tropfens soll ja freudig und ungetrübt sein!

Tartegnin

Vor 40 Jahren konnte unsere Kellerei die beiden Rebparzellen Tartegnin Les Alluets und Tartegnin Sous Vincy im wunderschön gelegenen und historisch bedeutsamen Tartegnin erwerben. Tartegnin liegt mitten im Zentrum der Bonne Côte, etwa gleich weit entfernt von  Lausanne im Osten und Genf im Westen. Der Hang Les Alluets befindet sich nördlich der Route de l’Etraz, des alten Römerwegs von Genf nach Lausanne. Von keiner Stelle der Bonne Côte aus gibt es einen schöneren Blick auf den Genfersee und auf die Savoyer Alpen mit der breiten, schneeweissen Kuppe des Mont Blanc. Bei klarer Sicht sieht man die Fontäne des Genfer Jet d’eau ebenso deutlich wie das Häusermeer der Waadtländer Metropole Lausanne.

Der Rebberg Sous Vincy von Propriétaire Manfred Riem gehört zur Appellation Côteau de Vincy, die dem prächtigen Schloss Vincy mit seiner klassischen Architektur seinen Namen verliehen hat. Der Weisswein zeigt sich frisch, fruchtig und fröhlich – genau so, wie man es von einem Waadtländer der Bonne Côte erwartet. Der Œil de Perdrix wird ausschliesslich aus der Blauburgunder-Traube, der Pinot noir, gekeltert. Er besitzt eine wunderbare Finesse, ein aromatisches, harmonisches Bouquet mit Aromen von Blumen und Früchten und einen vollen, frischen und geschmeidigen Geschmack.

Clos de la Golette

Wie kommt ein Üsserschwizer zu einem Walliser Rebberg ... oder treffender gefragt: Wie kommt ein Walliser auf die Idee, ausgerechnet einem Üsserschwizer seinen Rebberg anzubieten?

Viele Jahrzehnte lang pflegte Winzer Jean ­Jérôme Héritier seinen wunderschön gelegenen Weinberg La Golette auf der Gemeindegrenze zwischen Chamoson und Leytron. Mit Fleiss und Hingabe umsorgte er auf eineinhalb Hektaren die Walliser Klassiker Fendant, Pinot noir und Gamay, daneben aber auch die Nobilitäten Syrah, Humagne rouge und die «Jung­rebe» Diolinoir. Man kennt sich. Mit der Zeit schätzt man sich. Und dann, wenn es der Moment erfordert, vertraut man sich. Dieser Moment kam mit dem, was Menschen und Rebstöcke verbindet: Sie werden älter. Und so ergab es sich, dass wir jetzt in Partnerschaft mit einheimischen Winzern die sorgsam kultivierten, reifen Trauben jeden Herbst zu uns in die Üsserschwiz entführen dürfen.

Mit viel Enthusiasmus und dem hauseigenen Fachwissen keltern wir dann die verschiedenen Sorten standesgemäss in unserer Kellerei und sind am Schluss immer wieder begeistert von der Vielfalt und den unterschiedlichen Charakteren der herausgebildeten Weine. Dies lebt auch Katja, eine der beiden Töchter von Trix und Herbert Riem: Nach der Matura  absolvierte sie im Rebgut der Stadt Bern am Bielersee sowie im zürcherischen Schloss Teufen eine Winzerlehre und unterstützt ihren Cousin und Lebensmitteltechnologen Simon mit ihrem Fachwissen direkt ab Rebberg. Von der Rebe ins Glas – willkommen, 6. Generation!

Das Wallis und seine Reben

Das Wallis ist die eigentliche Wiege des Schweizer Rebbaus. Es ist belegt, dass hier bereits im 1. Jahrtausend vor Christus Reben angepflanzt wurden, wobei Spuren von Traubenkernen sogar bis in die Eisen­zeit zurückreichen. Stammväter waren die ­Römer, was auch ursprüngliche Traubensorten wie zum Beispiel die immer noch bedeutende Amigne bezeugen. Ausgehend von den Klöstern (urkundlich erwähnt aus der Abtei Saint-Maurice) verbreitete sich der Rebbau allmählich in der ganzen Schweiz, wobei das Wallis die grösste Rebbauregion geblieben ist. Geschichte, Tradition und Aufbruch prägen im Verbund mit der Vielfalt der Lagen, der Böden, des Mikro­klimas und natürlich der fast unübersichtlichen Vielzahl von Rebsorten die Walliser Weine. Von den 15’000 Hektaren Anbaufläche der Schweiz liegt mehr als ein Drittel im Wallis und wird von rund 22’000 Kleingrundbesitzern in Lagen von 450 bis 850 m ü. M. meist noch im traditionsbehafteten Nebenerwerb bewirtschaftet.

Innovative Jungwinzer/-innen sorgen jetzt dafür, dass die alten Rebsorten wiedererweckt und mit neuen, dem Terroir perfekt angepassten Gattun­gen ergänzt werden. An Steillagen – nach wie vor –, denn der ­schmale Talgrund ist für die Aprikosen und viele andere Früchte reserviert, soweit er nicht von Rhone, Strasse und Eisenbahn oder den Agglomerationen mit ihren Industriebauten beansprucht wird. Während der Vegetationsperiode äussert sich einmal mehr die «Gnade der tiefen Wurzel» der Rebe, die das Wallis von weit oben – Mitteleuropas höchster Rebberg bei Visperterminen liegt auf 1100 Meter Höhe – bis unten zum Talboden trotz kargen Böden, sengender Sonne und bescheidenen 600 bis 800 mm Niederschlag in ein wohltuendes Grün einhüllt.